Interview von Michael Steinlechner am Donnerstag, 02. März 2017, Reportage in der "NEUE am Sonntag" am Sonntag, 05. März 2017

Zu zweit waren Erwin Burtscher und Johann Gohm, als sie vor zehn Jahren die Funkenzunft Röns offiziell gegründet haben. Wie gut sich der Verein entwickeln würde, war damals noch nicht absehbar. Mittlerweile steht jedoch fest, dass die Zunft bei der Bevölkerung sehr gut ankommt. Immerhin sind 56 der rund 340 Bewohner des Ortes Mitglied in der Gemeinschaft.


Geplant war dies so nicht, dennoch freuen sich die Verantwortlichen natürlich darüber. Dabei wurde die Zunft eher „aus der Not heraus“ geboren. Denn wie in vielen Gemeinden üblich, hatten sich zuvor die Mitglieder der örtlichen Feuerwehr um Aufbau und Abbrennen des Funkens gekümmert. Dies wurde ihnen dann 2006 jedoch zu viel. Sie waren in der Wehr mit internen Arbeiten gut ausgelastet. „Das Brauchtum des Funkenabbrennens sollte jedoch weitergeführt werden. Also hat sich ein Komitee aus interessierten Bürgern gebildet, um den Funken 2007 zu organisieren“, erinnert sich der damalige und heutige Bürgermeister Anton Gohm. Auch er hat die Bemühungen zum Erhalt der Tradition unterstützt.

 

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Und so fassten Erwin Burtscher und Johann Gohm den Entschluss, die Zunft ins Leben zu rufen. Kurz nach der Gründung luden sie zu einem Informationsabend ins Gasthaus Löwen. „Dort haben wir unsere Pläne präsentiert. Uns war vor allem wichtig, dass die Funkenzunft eine Gemeinschaft für alle ist“, erzählt Burtscher, der lange als Obmann des Vereins fungiert hat. Ebenso haben sie sich ganz der Tradition verschrieben. Deswegen wird der Funken auch am Sonntag abgebrannt und nicht wie in anderen Gemeinden bereits am Samstag. „Auf diese Weise können wir auch am Samstag unsere Nachbarzünfte in Düns, Dünserberg und Schnifis besuchen. Und am Sonntag sind sie dann bei uns zu Gast“, sagt Burtscher.

Mit dem Aufbau des Funkens beginnen die Rönser meist am Samstag (Foto aus dem vergangenen Jahr). Wegen des Föhnsturms wird der hölzerne Turm erst heute errichtet.
FUNKENZUNFT RÖNS (7)

Normalerweise verzichten die Rönser bei ihrem Funken auch auf ein Feuerwerk. Heuer wird zum zehnjährigen Jubiläum jedoch eines abgebrannt. Ebenso gibt es zu dieser besonderen Gelegenheit einen Auftritt von Silbertaler Fackelschwingern. Die Einlagen sind aber einmalig anlässlich des runden Geburtstages. „Wir sind ein ehrlicher, kleiner Funken“, meint dazu Giselher Burghard, Schriftführer der Zunft.

 

Gute Hexe. 

Der Verzicht auf ein pompöses Rahmenprogramm oder Showeinlagen bedeutet jedoch nicht, dass es keine speziellen Aktionen rund um die Veranstaltung gibt. Die Rönser setzen dabei lediglich andere Prioritäten. So hat etwa die Hexe eine besondere Bedeutung. Sie wird etwa zwei Wochen vor dem Funkensonntag von den Kindern aus der Gemeinde gestaltet.


Die Mädchen und Buben treffen sich dazu an einem Samstag und bestimmen zuerst einen Namen für die Figur. Dabei geht es demokratisch zur Sache. Auf einem Stimmzettel können die Kleinen aus drei Vorschlägen wählen. Dann werden mit Unterstützung der Funkenzünftler erst einmal Bilder gemalt. Diese sollen zeigen, wie die Hexe aus Sicht der Mädchen und Buben aussehen soll. Die Zeichnungen werden dann auch beim Funken ausgestellt. Ebenso wird dem Nachwuchs bei der Veranstaltung vermittelt, dass die Figur das Gute verkörpert. „Und wenn sie verbrennt, nimmt sie alle Sorgen und Nöte der Kinder mit“, erläutert Burghard.

 

Mit dem Bau der Hexe ist die „Arbeit“ für den Nachwuchs dann abgeschlossen. Eine wichtige Sache wird an diesem Tag jedoch noch erledigt. Denn die Hexenfigur braucht auch noch eine Gota oder einen Göte. Um sie oder ihn zu bestimmen, wird die „Funkenrute“ über die Schulter in Richtung der Eltern der Kinder geworfen. Genauso wie ein Brautstrauß bei einer Hochzeit. Wer die Rute fängt, ist Gota oder Göte. Deren Aufgabe ist es, die Hexe bis zum Funkensonntag zu „beschützen“. Zwei Tage vor dem großen Tag bezieht die Puppe im Rahmen eines kleinen Festes zudem das „Zimmer 7“ im Gasthaus Löwen.


Und am Funkensonntag begibt sich dann die Gota oder der Göte mit der Figur zum Funkenplatz. „Uns war es wichtig, der Hexe eine bedeutendere Rolle zu geben. Anderswo steht diese häufig im Hintergrund“, erläutert der Schriftführer.

 

Heuer fiel die Wahl beim Namen der Figur auf „Jordis“. Gota Jussara Erne hat in den vergangenen Tagen gut auf ihren Schützling aufgepasst. Dafür darf sie dann am Sonntag gemeinsam mit Funkenmeister Erwin Burtscher auch den Funken entzünden. Flurreinigung. Die Zünftler sind jedoch nicht nur in Sachen Funkenbau aktiv. Denn über das Jahr verteilt engagieren sie sich auch immer wieder bei anderen Aktionen. „Wir haben schon bei der Vereinsgründung darüber nachgedacht, wie wir uns sonst noch in der Gemeinde einbringen können“, berichtet Burtscher.


Und so haben die Zunftmitglieder von Anfang an immer wieder auch Projekte wie etwa eine Flurreinigung in Angriff genommen. Genauso wurde der alte Kirchweg nach Schlins von den Funkenbauern instand gesetzt. Auch die Agrargemeinschaft wird immer wieder unterstützt, denn von deren Mitgliedern wird das Holz für den Funken bereitgestellt. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement wollen die Zünftler den Verantwortlichen in der Gemeinde ihren Dank für die Unterstützung zum Ausdruck bringen. Egal ob für Förderungen, Spenden oder das zur Verfügung stellen des Holzes und von Wiesen für Veranstaltungen der Zunft. „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt Schriftführer Giselher Burghard.

 

 

Integrierend.

Bürgermeister Anton Gohm weiß den Einsatz zu schätzen: „Die Arbeit der Funkenzunft wirkt integrierend.“ Und darum geht es den Verantwortlichen des Vereins. Bei ihnen ist jeder willkommen. Egal ob derjenige schon seit Jahrzehnten im Ort wohnt oder erst frisch zugezogen ist. Ebenso sind alle Generationen in der Zunft vertreten. „Ab 16 Jahren können Jugendliche beitreten. Und unser ältestes Mitglied ist 80 Jahre alt“, erzählt Funkenmeister Erwin Burtscher. Frauen werden im Gegensatz zu so mancher Zunft andernorts ebenso aufgenommen. „Jeder und jede hat irgendwo seine Stärken, die er einbringen kann“, weiß Giselher Burghard.

 

Neben dem ehrenamtlichen Engagement soll aber auch das Gesellige nicht zu kurz kommen. So werden regelmäßig gemeinsam Ausflüge unternommen. Im Sommer gibt es eine Sonnwendfeier. Und am 11.11. geht heuer erstmals das Faschingspreisjassen über die Bühne. Bei all diesen Aktivitäten steht wie auch beim Funken und den ehrenamtlichen Einsätzen vor allem eines im Vordergrund: die Gemeinschaft.

„Wenn die Hexe verbrennt, nimmt sie die Sorgen und Nöte der Kinder mit.“

Giselher Burghard, Funkenzunft-Schriftführer

Die Gemeinschaft steht bei der Rönser Funkenzunft bei allen Aktivitäten im Mittelpunkt.