Der Funka

Ob ds Wetter schö ist oder ruch,

an Funka git's nooch altam Bruuch.

 

Of d'Schiter kunnt denn noch zom Schluß

A bösi Häx, im Lieb an Schuß.

 

Der Häxa-Schnall und ds Funka- Für

Söll Sega brenga üs o hür.

 

So sen mar's gwent vo-n-alters her,

bau'n drom da Funka Gott zor Ehr.

 

Otto Borger
(Vorarlberger  Volkskalender 1988)

Tanz der Funken

Am Funkensonntag werden in Vorarlberg mächtige Holzstapel angezündet

 

Der Funkenregen, der bei jedem Windstoß vom Himmel tanzt, soll symbolisch den Winter vertreiben.

 

Der Funkensonntag - in Vorarlberg auch Küachlisonntag, Holepfannsonntag oder Alte Fastnacht genannt - ist der erste Sonntag nach dem Aschermittwoch. Dieser Termin steht am Ende der Fastnacht und am Beginn der Fastenzeit. Verbreitungsgebiet des Feuerbrauchs ist der schwäbisch-alemannische Raum, also die Schweiz, Liechtenstein, Schwaben, Vorarlberg, das oberste Inntal und der Obervintschgau. Nachgewiesen wurden Funken aber auch von der Poebene über das Rheinland bis nach Nordfrankreich sowie von Nordostfrankreich bis zur Nordsee.

 

Der älteste Beleg für den am Funkensonntag stattfindenden Feuerbrauch stammt aus einem lateinischen Brandbericht des Benediktinerklosters Lorsch aus dem Jahr 1090. Laut Bericht wurde der Brand des Klosters durch eine brennende Holzscheibe entfacht, den die Burschen am Abend des 21. März 1090 geworfen hatten. Weitere Belege aus dem 15. 16. und 17. Jahrhunderts (Basel, Luzern, Bregenz, Innsbruck.) belegen die einstige Verbreitung des Brauchs.

 

Erst mit der Aufklärung wurde er zurückgedrängt. Es gab immer wieder Verbote seitens der Kirche und der Obrigkeit. Auch das Vogteiamt Bludenz erließ mehrere Verbote.

 

Jenes vom 4. 2. 1765 ist wegen der angeführten Gründe von besonderem Interesse: " Es will dem obrigkeitlichen Amt obliegen, bei dem sonderbar in allhiesigem Kirchspill überhand nehmenden Holzmangel und auch wegen der ausgeübten mutwilligen Händel, ernst, gemessen und bei hoher unausbleiblicher Straf zu verbieten, daß Holz an der sogenannten alten Faßnacht, mittelst der Funken oder Püschen, nicht unnützlich verbrannt, und dieser schädliche, von dem alten Heidentume verbliebenen Missbrauch gänzlich abgetan sein."

 

Eine landläufig bekannte, jedoch wissenschaftlich nicht haltbare Meinung ist, dass das Funkenabbrennen ein althergebrachtes Brauchtum zur Vertreibung des Winters sei. Das Abbrennen des Funkens steht vielmehr in engem Zusammenhang mit dem Ende der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht.

 

Die neuere volkskundliche Forschung führt diesen Brauch auf das noch heute in Oberitalien gebräuchliche Feuer zum römischen Jahresanfang am 1. März zurück. Dieses Datum wurde dann im frühen Mittelalter in den christlichen Kalender integriert.

 

Außerdem diente der Funken zur Verbrennung von Unrat und hatte damit eine überaus profane Funktion, die in Verbindung mit der Frühjahrsreinigung des Hauses und der Wiesen stand. Wenn auch das heute aus Umweltschutzgründen verboten ist, werden doch auch noch vielerorts die alten Christbäume im Funken verbrannt.

 

Ebenso ein Mythos soll sein, dass das Verbrennen der Hexe auf dem Funken ein Rest der schrecklichen Hexenverbrennungen der frühen Neuzeit sein soll. Vermutlich ist dieser Brauch erst im 19. Jahrhundert in Anlehnung an die Fastnacht entstanden.

 

Nach dem 1. Weltkrieg ließ der Brauch des Funkenabbrennens stark nach. Auf Grund des allgemeinen Holzmangels war es sogar einige Jahre verboten.

 

Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 wurde vor allem der touristische Aspekt des Funkens entdeckt. Durch den Anschluss war die Tausendmarksperre aufgehoben worden, und zahlreiche deutsche Urlauber strömten nun im Winter nach Vorarlberg.

 

Mit dem Ende des 2. Weltkriegs erfuhr der Funkenbrauch in Vorarlberg einen starken Aufschwung. Trotz Brennstoffmangels brannten nun wieder überall zahllose Feuer. Der Funken diente in dieser Zeit als Instrument zur Identitätsfindung der Vorarlberger Bevölkerung.

Das Feuer symbolisierte auf politischer Ebene eine als notwendig empfundene "Reinigung". Es versprach die Überbrückung tief aufgerissener Gegensätze in den Dörfern. Auch veranschaulichte es die wiedererreichte Selbständigkeit des Landes Vorarlberg. Mehr denn je zuvor wurde der Funken in Vorarlberg zum Landesbrauch schlechthin.

 

In zahlreichen Gemeinden wurden nun eigens für die Durchführung des Funkenabbrennens Funkenzünfte gegründet.

 

Mit der einhergehenden Professionalisierung der Durchführung wurden die Funken immer höher und kunstvoller gebaut. Die einzelnen Funkenzünfte oder andere Funkenbaugemeinschaften entwickelten über die Jahre hinweg unterschiedliche Funkenbauweisen und Begleitprogramme. Somit existiert heute eine fast unüberschaubare Vielfalt  dieses Brauchtums in Vorarlberg.

 

Text: Margit Schurti
Quelle: „Die Formierung eines Brauches" von Reinhard Johler